Dass Frauen und Männer gleichberechtigt in Entscheidungsprozesse eingebunden sein müssen, ist ein Gebot der Vernunft und ein Menschenrecht. Wenn es um politische Mitsprache geht, sind Frauen jedoch in allen Bereichen unterrepräsentiert: Anfang 2019 gab unter allen Staatsoberhäuptern nur 19 Frauen. Weltweit waren gerade mal ein Fünftel der Ministerposten von Frauen besetzt und 24,3 Prozent aller Abgeordnetensitze.
Damit dies nicht so bleibt, unterstützt das Auswärtige Amt Projekte in diesen Bereichen:
Irak
Gemeinsam die Rolle von Frauen in Friedensprozessen und Konfliktprävention stärken
Projektpartner
Women’s Peace and Humanitarian Fund (WPHF)
Ein gemeinsames Festival im Distrikt Shekhan, um Friedensbotschafterinnen der örtlichen Gemeinde und Entscheidungsträgern vorzustellen. Ein Projekt von Voice of Senior People and Family (VOP-FAM) in Zusammenarbeit mit der NGO Bishkoreen for Women and Child Care. © 2019 VOP
Der langwierige Konflikt im Irak mit der Terrororganisation des sogenannten Islamischen Staats hat seit 2014 mehr als 6 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Mehr als die Hälfte der Vertriebenen – etwa 51 Prozent – sind Frauen und Mädchen. Infolge des Konflikts waren Frauen und Mädchen schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, darunter Entführungen, Morden, Menschenhandel, Folter, Zwangsheirat sowie sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt.
Trotz der Bemühungen der Regierung und anderer Akteure, die großen Herausforderungen des Landes anzugehen, verschlechtern sich die Rechte irakischer Frauen und Mädchen zusehends. Grund dafür sind schwerwiegende institutionelle Schwächen und ein schwieriges Umfeld für Frieden, Sicherheit und Entwicklung. Extremistische Gruppen weiten ihren territorialen Einfluss erneut aus; dies geht mit gezielten Angriffen auf die Rechte und Grundfreiheiten von Frauen einher – einschließlich ihrer Fähigkeit, sich frei zu bewegen und sich am öffentlichen Leben zu beteiligen. Dies wird durch eine tief verwurzelte strukturelle Diskriminierung im Irak verstärkt, wo die Situation von Frauen weitgehend von männlichen religiösen Autoritäten und der strikten Umsetzung des islamischen Rechts geprägt ist.
Irakische zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich mit Geschlechterfragen und humanitärer Hilfe befassen, reagieren energisch auf die vielfältigen Herausforderungen des Landes in Bezug auf Frieden und Sicherheit. Frieden und Sicherheit können nicht ohne die Beteiligung von Frauen an der Friedenskonsolidierung und Konfliktlösung verwirklicht werden, deshalb haben lokale Organisationen der Zivilgesellschaft im Irak die „Koalition 1325“ gebildet. Deren Ziel besteht darin, die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen zu vermitteln und sich für deren Umsetzung einzusetzen.
Im Irak konzentriert sich der Women’s Peace and Humanitarian Fund speziell auf zwei Schwerpunkte:
- Verbesserung der Unterstützung zivilgesellschaftlicher Organisationen für Frauen, um auf bestehenden Strategien aufzubauen und ein Umfeld zu schaffen, in dem die Verpflichtungen der Regierung in Bezug auf Frauen, Frieden und Sicherheit wirksam umgesetzt werden können;
- Unterstützung von lokalen Organisationen, die sich für vertriebene Frauen einsetzen und Rückkehrerinnen unterstützen.
Seit November 2018 unterstützt der WPHF acht Projekte, die die Beteiligung von Frauen an Konfliktprävention und Friedensförderung unterstützen. Die meisten der Projekte verfolgen einen umfassenden Ansatz, indem sie den Zusammenhang zwischen Frieden und Sicherheit, Entwicklung und Menschenrechten stärken. Frauen und Mädchen werden in ihrer Rolle als Friedensschaffende und Friedensaktivistinnen unterstützt, um ein friedliches Miteinander und Austausch zu fördern und so Extremismus und Gewalt vorzubeugen, darunter geschlechtsspezifische Gewalt. Die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen steht dabei im Vordergrund. Die Projekte umfassen Trainingsmaßnahmen für Journalistinnen, Frauenorganisationen und Regierungsvertreterinnen und ‑vertreter in den Themen Konfliktprävention und Frühwarnsysteme, sowie Bewusstseinsschaffung für lokale Friedensförderung.
Deutschland ist mit einem Beitrag von insgesamt 4 Millionen Euro seit 2019 einer der größten Unterstützer des Women’s Peace and Humanitarian Fund. Als Teil des Förderbeirats wählt Deutschland gemeinsam mit anderen Mitgliedsstaaten, UN-Organisationen und zivilgesellschaftlichen Organisationen die zu fördernden Maßnahmen aus.
Quelle: https://wphfund.org/countries/iraq/
Vorbereitung auf die Feier zu 16 Tagen Aktivismus gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Projekt der SAWA Organization for Human Rights. © 2019 SAWA
Workshop für 60 Journalistinnen, um über Resolution 1325 des VN-Sicherheitsrates zu lernen und die Beteiligung von Frauen an Konfliktprävention zu verbessern. Ein Projekt des Iraqi Women Journalists Forum (IWJF). © 2019 IWJF
Kolumbien
Die Beteiligung von Frauen und Diversität im kolumbianischen Friedensprozess fördern
Projektpartner
Women’s Peace and Humanitarian Fund (WPHF)
Der kolumbianische Friedensprozess ist der jüngste und erfolgreichste Versuch, den bewaffneten Konflikt zu beenden, der mehr als 50 Jahre gedauert hat. Die 2016 zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-EP erzielte Einigung bietet eine einzigartige Gelegenheit, den Krieg zu beenden und das mit dem Konflikt verbundene hohe Maß an Gewalt, einschließlich sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt, zu verringern.
Der Konflikt in Kolumbien betraf überproportional Frauen und Mädchen, die die Mehrheit der mehr als 6 Millionen Opfer ausmachen. Der langwierige Konflikt in Kolumbien hat zu einer humanitären Notlage geführt, die verheerende Folgen für Frauen hat, darunter Vertreibung, Mord, Drohungen, sexuelle Gewalt und Verschwindenlassen.
Das Friedensabkommen hat mit seinen spezifischen Bestimmungen zu Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung Hoffnung gebracht. Der endgültige Text enthält auch eine sehr ehrgeizige Agenda in Bereichen wie ländliche Entwicklung und politische Partizipation, die für die Überwindung von Armut und Ungleichheit nach wie vor von entscheidender Bedeutung sind.
Der von Deutschland geförderte Women’s Peace and Humanitarian Fund fördert Synergien zwischen den friedensfördernden Maßnahmen und trägt dazu bei, die Zusammenarbeit zwischen der Regierung, Organisationen der Zivilgesellschaft sowie multilateralen und bilateralen Organisationen zu verbessern.
Frauenorganisationen der Zivilgesellschaft in Kolumbien sind sehr vielfältig. Sie haben zum Ziel, die Gemeinschaft und soziale Kohäsion zu stärken, lokale Sicherheit zu verbessern und Menschenrechte im Kontext des bewaffneten Konflikts zu schützen und umzusetzen. Die kolumbianischen zivilgesellschaftlichen Organisationen konzentrieren sich stark auf Fragen der Gleichstellung der Geschlechter im Zusammenhang mit Entwicklung, Demokratie und Multikulturalismus.
In Kolumbien konzentriert sich der WPHF auf:
- Unterstützung lokaler zivilgesellschaftlicher Frauenorganisationen und Förderung der Rolle von Frauen bei Wiedergutmachung und Übergangsprozessen, um widerstandsfähigere Gemeinschaften zu fördern, die in der Lage sind, auf Krisen zu reagieren und diese zu überwinden.
- Unterstützung von Regionen, die besonders von wiederholten Notfällen betroffen sind, in denen indigene und afrokolumbianische Frauen leben, und die Einbeziehung der Stimmen dieser Frauen in lokale Initiativen zur Friedensförderung.
Seit 2016 haben die Partnerorganisationen des WPHF in Kolumbien 7.848 Frauen und Mädchen unterstützt.
Deutschland ist mit einem Beitrag von insgesamt 4 Millionen Euro seit 2019 einer der größten Unterstützer des Women’s Peace and Humanitarian Fund. Als Teil des Förderbeirats wählt Deutschland gemeinsam mit anderen Mitgliedsstaaten, UN-Organisationen und zivilgesellschaftlichen Organisationen die zu fördernden Maßnahmen aus.
Quelle: https://wphfund.org/countries/colombia/
Workshop eines Projekts von Red de Mujeres Chaparralunas por la Paz, um die Beteiligung von Frauen an politischen Entscheidungen sicherzustellen. © UN Women / Juan Camilo Arias
Afghanistan
Schutz für akut bedrohte Menschenrechtsverteidigerinnen und Friedensaktivistinnen
Wer sich für den Schutz der Menschenrechte einsetzt, wer gegen Warlords und Korruption die Stimme erhebt oder sich für ein Ende von Gewalt und Diskriminierung einsetzt, lebt oft gefährlich. Frauen, die sich in Afghanistan für Menschenrechte und Frieden einsetzen, sind besonders gefährdet. Geraten Friedensaktivistinnen und Menschenrechtsverteidigerinnen und ihre Familien unter Druck, müssen sie oft rasch handeln.
Dafür wurde das Schutzzentrum eingerichtet. Hier finden Friedensaktivistinnen und Menschenrechtsverteidigerinnen aus ganz Afghanistan mit ihren Kindern seit 2015 Unterkunft und Unterstützung. Sobald eine akute Bedrohung eintritt, können die Aktivistinnen aus ganz Afghanistan evakuiert werden. Das Schutzzentrum bietet eine zeitlich begrenzte sichere und geheime Unterkunft für rund 50 Menschenrechtsverteidigerinnen und Friedensaktivistinnen und ihre Kinder, bis die Sicherheitslage eine Rückkehr in ihre Heimatorte erlaubt. Darüber hinaus können die Aktivistinnen psychologische und medizinische Betreuung und Rechtsberatung in Anspruch nehmen.
Werden die Aktivistinnen bedroht, können sie über eine rund um die Uhr besetzte Hotline Kontakt mit dem Schutzzentrum aufnehmen und das weitere Vorgehen besprechen. Die Hotline dient auch dazu, die Bedrohungslagen, in denen sich Friedensaktivistinnen und Menschenrechtsverteidigerinnen in Afghanistan befinden, zu dokumentieren. In Gesprächen mit Regierungs- und Medienvertretern schafft die Organisation, die das Zentrum betreibt, Bewusstsein für die Lage von Menschenrechtsverteidigerinnen und Friedensaktivistinnen.
Deutschland unterstützt die Arbeit des Schutzzentrums seit Juni 2020.
Bangladesch
Shanti Mohila: Friedensfrauen für Gerechtigkeit
Projektpartner
Legal Action Worldwide (LAW)
Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit, die im westlichen Myanmar, an der Grenze zu Bangladesch lebt. Nach dem in Myanmar geltenden Staatsbürgerschaftsrecht werden Rohingya zumeist nicht als Staatsbürgerinnen und Staatsbürger anerkannt. 2017 flüchteten als Folge großangelegter militärischer Operationen 700.000 Rohingya nach Bangladesch, wo sie unter schwierigsten Bedingungen in Flüchtlingslagern leben. Die „Fact-Finding Mission“ des VN-Menschenrechtsrats wirft dem myanmarischen Militär massive Menschenrechtsverletzungen vor und verlangt, dass hochrangige Militärs strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Der Internationale Strafgerichtshof hat sich 2018 in Bezug auf die Vertreibung der Rohingya für zuständig erklärt.
Das Projekt der Organisation „Legal Action Worldwide“ (LAW) zielt vor diesem Hintergrund darauf, die Rohingya-Menschenrechtsverteidigerinnen des Netzwerks Shanti Mohila („Friedensfrauen“) im Flüchtlingslager Kutupalong in Bangladesch zu unterstützen. Dafür werden über zwölf Monate hinweg fünfzehn Mitglieder von Shanti Mohila in Menschenrechten und Frauenrechten geschult. Die Frauen werden von LAW dabei unterstützt, eine Strategie zu entwerfen und umzusetzen, um sich besser für ihre Gemeinde in wichtigen Menschenrechtsfragen einsetzen zu können.
Durch dieses Projekt werden die Frauen dabei unterstützt, sich für sich selbst einzusetzen und sicherzustellen, dass ihre Stimmen Gehör finden. Das Projekt stärkt Shanti Mohilas Fähigkeit, als „Basisgruppe“ von Menschenrechtsverteidigerinnen und ‑verteidigern zu agieren. Es unterstützt die Gruppe dabei, sich selbst zu organisieren, ihre Forderungen an der Basis und auf internationaler Ebene einzubringen und sich effektiv mit anderen Menschenrechtsaktivistinnen und ‑aktivisten in Bangladesch, Myanmar und auf der ganzen Welt zu vernetzen.
Covid-19 stellt für die Frauen eine gewaltige Herausforderung dar. Gerade in Flüchtlingslagern besteht große Sorge vor einer unkontrollierten Ausbreitung der Erkrankung. Aus dem aktuellen Projekt gibt es Covid-19-bedingt noch keine Bilder, die folgenden Bilder stammen aus einem ähnlichen LAW-Projekt.
Burundi
Mediatorinnen fördern Frieden durch die wirtschaftliche Stärkung von Frauen
Projektpartner
Women’s Peace and Humanitarian Fund (WPHF)
Mediatorinnen führen einen Community-Dialog, um Bedenken zu identifizieren und Streitigkeiten in der Provinz Gitega zu vermitteln, der von einem lokalen Radiosender übertragen wird. © WPHF / Matthew Rullo
Burundi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Beinahe jede vierte Einwohnerin, jeder vierte Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die schlechte wirtschaftliche Situation, eine angespannte Sicherheitslage, zunehmende Wetterextreme infolge des Klimawandels führen regelmäßig zu humanitären Notlagen und externer wie interner Vertreibung.
Aus diesem Grund unterstützt der von Deutschland geförderte Women’s Peace and Humanitarian Fund seit 2015 ein Mediatorinnennetzwerk, das erfolgreich Gewalt auf lokaler Ebene verhindert. So kann das Netzwerk auch einem Ausbruch weitreichenderer Spannungen vorbeugen helfen, falsche Gerüchte entkräften und die Auswirkungen der politischen Krise auf die Bevölkerung mindern. Dank seiner Zusammenarbeit mit Behörden auf lokaler und Provinzebene trägt das Netzwerk zu einem Konflikt-Frühwarnsystem bei, verhindert lokale Konflikte und vermittelt in Streitfällen. Außerdem unterstützen die Mitglieder des Netzwerks lokale Beratungen und Strategieprozesse, um die kommunale Sicherheit zu stärken. Ein Ergebnis dieser Dialoge war die Erkenntnis der Mediatorinnen, dass wirtschaftliche Initiativen ein wichtiger Teil der Maßnahmen sind, die Frieden fördern und erhalten können.
„Wir haben erkannt, dass Friedensförderung auf der Grundlage der wirtschaftlichen Stärkung von Frauen möglich ist,“ erklärt Concessa, Koordinatorin der Organisation Afrabu, den Zusammenhang zwischen Entwicklung und Friedensförderung. Eine Fallstudie aus der Region Kanyosha verdeutlicht dies: Durch ein Projekt erhielt eine Gruppe von Frauen und Mädchen, die zuvor nicht organisiert oder politisch engagiert waren, Zugang zu Fortbildungen und Mikrokrediten. Von den Zinsen der Kredite werden neue Kredite an andere Frauen vergeben. Im Rahmen des Projektes treffen sich die Frauen regelmäßig, um Probleme in ihren Gemeinschaften zu besprechen und Lösungen für lokale Konflikte, sowie für Konfliktprävention zu erarbeiten.
Im Jahr 2019 wurden mehr als 1.000 einkommensgenerierende Aktivitäten im Rahmen des Netzwerks durchgeführt, fast 8.000 Personen (davon 94 Prozent Frauen) haben direkt von den Maßnahmen profitiert, mehr als 40.000 Haushalte konnten indirekt erreicht werden.
Deutschland ist mit einem Beitrag von insgesamt 4 Millionen Euro seit 2019 einer der größten Unterstützer des Women’s Peace and Humanitarian Fund. Als Teil des Förderbeirats wählt Deutschland gemeinsam mit anderen Mitgliedsstaaten, UN-Organisationen und zivilgesellschaftlichen Organisationen die zu fördernden Maßnahmen aus.
Die Leiterinnen eines lokalen Sparkollektivs erläutern den Prozess des Sparens und Verleihens von Kapital an Frauen, um in ihrer Gemeinde in der Provinz Rumonge ein eigenes Unternehmen zu gründen. Das Projekt wird von der Organisation Abazimyamuriro Bazira Imbibe (ABI-Burundi) durchgeführt. © WPHF / Matthew Rullo
Eine Theatertruppe bringt ihre Gemeinde in einen Dialog über soziale Themen, einschließlich der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, in der Nähe eines Marktes in Bujumbura. Projekt des Burundi Leadership Training Program (BLTP). © WPHF / Matthew Rullo
Eine Freiwillige bei einem lokalen Radiosender hilft dabei, die von Mediatorinnen geführten Community-Dialoge in der gesamten Provinz Gitega zu übertragen.
© WPHF / Matthew Rullo
Burundi, Jordanien, Kolumbien, Pazifik
Mit ihren Worten: Friedensaktivistinnen über ihre Arbeit
Projektpartner
Women’s Peace and Humanitarian Fund (WPHF)
Arbeit in Friedensprozessen ist oft hart und frustrierend. Gemeindemediatorinnen, Beraterinnen in medizinischen Zentren oder Friedensaktivistinnen bewegen sich oft zwischen den Fronten und erleben Menschenrechtsverletzungen aus nächster Nähe. Sie sind unbequem und erfahren für das, was sie machen, Kritik und Gewalt. Gleichzeitig helfen sie Menschen in schweren Krisensituationen, tragen zur Überwindung von Konflikten und zur Versöhnung nach Krisen bei. Was bewegt sie dazu? Welche Erfolge sehen sie, wo liegen ihre Herausforderungen? Hier geben uns vier Aktivistinnen, die in ganz unterschiedlichen Bereichen tätig sind, einen Einblick in ihre Motivation.
Sie alle werden vom Women’s Peace and Humanitarian Fund unterstützt. Der WPHF ist eine innovative Partnerschaft zwischen UN-Organisationen, Staaten und Zivilgesellschaft, die es Frauen vor Ort ermöglicht, sich für Krisenreaktion und dauerhaften Frieden einzusetzen.
Er unterstützt die Bemühungen von Frauen, die in den schwerwiegendsten Konfliktkontexten der Welt arbeiten. Von Jordanien bis Burundi, von Fidschi bis Kolumbien verstärkt der WPHF die Stimmen der Frauen und unterstützt sie darin, Konflikte zu verhindern, auf Krisen zu reagieren und den Frieden in ihren Gemeinden zu beschleunigen. Deutschland ist Mitglied des Förderbeirats und unterstützte den WPHF seit 2019 mit 4 Millionen Euro.
Quelle: https://wphfund.org/
© WPHF
"In meinem Blut und in meinem Herzen fühle ich die Verteidigung unserer Rechte. Für mich ist es eine Verpflichtung und eine freiwillige Aufgabe, den ich in meinem Herzen habe – eine, die ich liebe und die ich mit anderen Frauen teilen kann. Dies haben wir über das Frauennetzwerk getan.
Für viele Frauen, auch für mich, war es eine Zeit der Angst, als die FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) gegründet wurden.
Wir begannen uns mit dem Thema vertraut zu machen, halfen Frauen, ihre eigenen Bürgerrechte anzuerkennen und den Weg zu verstehen, den jede Frau gehen muss, damit ihre Rechte anerkennt werden. Es ist wichtig, dass Frauen ihre eigenen Entscheidungen treffen und sich mit anderen Frauen zusammenschließen, um Frauen und Männer demokratisch zu vertreten."
Maria Ximena ist die Leiterin und Mitbegründerin von Red de Mujeres Chaparralunas por la Paz (Chaparral Frauennetzwerk für Frieden). Sie ist ein indigenes Mitglied der kolumbianischen Pijao aus der Gemeinde Matora de Maito.
Das Netzwerk hat zum Ziel, die Beteiligung von Frauen an politischen Entscheidungen und die uneingeschränkte Wahrnehmung der Rechte als kolumbianische Staatsbürgerinnen sicherzustellen.
© WPHF
"Durch meine Arbeit kann ich sehen, wie sehr ich Menschen geholfen habe. Ich möchte andere Frauen inspirieren und sie wissen lassen, dass sie das Gleiche tun können.
Ich bin seit 2007 bei der Family and Childhood Protection Society und arbeite daran, Frauen zu stärken, Jugendliche auszubilden und weibliche Flüchtlinge zu rehabilitieren. Ich habe an mehreren Fällen gearbeitet, die das Leben von Frauen und Kindern beeinflusst haben.
Ich war mit den üblichen Stereotypen konfrontiert: Weil ich eine Frau bin, sollte ich diese Art von Arbeit nicht machen. Aber ich mache es, weil ich eine Frau bin und genauso fähig."
Shereen, 43, arbeitet für die Family and Childhood Protection Society, eine zivilgesellschaftliche Organisation in Irbid, Jordanien.
© WPHF
“Wir haben alle so viel verloren in der Krise … Ich habe mit dieser Arbeit begonnen, weil ich wollte, dass meine Kinder ein besseres Leben führen. Ich wollte meine eigenen Schmerzen überwinden und für meine Gemeinde nützlich sein.
Frieden ist für alle. Es liegt an allen, Frieden zu schaffen. Wenn wir anfangen, Frauen in Konflikttransformationen einzubeziehen, fordern wir sie zunächst auf, das Problem zu analysieren und die Grundursache zu verstehen, damit sie die Hintergründe des Problems verstehen. Ob es sich um politische oder häusliche Gewalt handelt: es ist wichtig zu verstehen, warum dies geschieht.“
Marie-Goretti, 55, ist die Exekutivdirektorin des Frauennetzwerks Dushirehamwe, auf Deutsch: Lasst uns zusammen für Frieden sein. Das Netzwerk setze sich dafür ein, die Führungsrolle von Frauen in der Friedenskonsolidierung und Konfliktlösung in Burundi zu verbessern.
© WPHF
"Menschen brauchen Beraterinnen und Berater, die ihnen bei ihren Problemen im Leben helfen. Beratung kann Frauen dabei helfen, positive Wege zu finden, um auf ihre Probleme zu reagieren. Missbrauch ist ein großes Problem, insbesondere während einer Katastrophe. Frauen sehen die Beratung als sicheren und vertraulichen Ort an, den sie aufgrund von körperlichem und emotionalem Missbrauch benötigen.
Wenn Menschen in Notunterkünften leben, gibt es keine Privatsphäre und auch zu viel Zeit. Die Eltern müssen sich des möglichen sexuellen Missbrauchs in den Zentren bewusst sein, und der Schutz von Kindern ist ein großes Bedürfnis. Ich habe die Notwendigkeit in der Gemeinde gesehen – wir müssen diese Arbeit weitermachen."
Jacinta arbeitet als Beraterin für Medical Services Pacific (MSP) in Fidschi. Der neue One-Stop-Shop von MSP in Labasa bietet weiblichen Überlebenden von Gewalt kostenlose klinische Dienstleistungen, Beratung, rechtliche Unterstützung und vorübergehende Notunterkünfte.
Afrikaweit
Starke Frauen für politischen und sozialen Wandel in Afrika
Projektpartner
African Women Leaders Network (AWLN)
© Verlaine Soobroydoo
Das „African Women Leaders Network“ stärkt die Rolle von Frauen in der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gestaltung Afrikas. Das Netzwerk arbeitet afrikaweit und ist durch sein Netz an Länderbüros auch in jedem afrikanischen Staat vertreten.
Die Covid-19-Pandemie traf nahezu alle Länder der Welt. Die Krankheit Sars-Cov‑2 kann jede und jeden treffen, unabhängig von der Herkunft, dem Alter, dem Geschlecht, der nationalen oder ethnischen Zugehörigkeit. Welche sozialen, wirtschaftlichen und menschenrechtlichen Auswirkungen die Pandemie hat, unterscheidet sich jedoch stark nach sozialen Gruppen. Frauen sind aufgrund ihrer in der Regel schlechteren wirtschaftlichen Ausgangslage stärker von den ökonomischen Auswirkungen der Pandemie betroffen. Steigende häusliche Gewalt aufgrund von Ausgangssperren trifft sie ebenso wie der verschlechterte Zugang zu sexuellen und reproduktiven Gesundheitsdiensten. Aus wirtschaftlicher Not werden eher Mädchen als Jungen aus der Schule genommen. In politischen und gesundheitspolitischen Gremien sind Frauen seltener vertreten als Männer.
In einer Situation wie dieser ist es wichtig, die bestehenden frauenrechtlichen Errungenschaften zu verteidigen. Es geht aber auch darum, den Herausforderungen durch Neuerungen und Wandel zu begegnen. Darin liegt auch eine Chance, wie Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf im Mai dieses Jahres betonte : „Es ist an der Zeit anzuerkennen, dass Entwicklung und wahrer Frieden nicht erreicht werden können, ohne grundlegend zu ändern, wer die Führung übernimmt und auf welche Arten geführt wird“.
Ellen Johnson Sirleaf ist Teil des „African Women Leaders Network“, das 2017 von der Afrikanischen Union und UN Women mit deutscher Unterstützung gegründet wurde. Das Netzwerk umfasst mittlerweile mehr als 500 Frauen. Es hat zum Ziel, die Rolle von Frauen im Wandel Afrikas entsprechend der „Africa Agenda 2063“ und der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Die Aktivitäten des Netzwerks konzentrieren sich auf die sechs Bereiche Regierungsführung und politische Teilhabe, Frieden und Sicherheit, Finanzen und Unternehmerschaft von Frauen, junge Frauen, Landwirtschaft und soziale Mobilisierung.
Als Teil des Netzwerks fordern Frauen, einschließlich junger Frauen, auch Zugang zu Friedens- und politischen Prozessen ein, um die Umsetzung der Resolution zu Frauen, Frieden und Sicherheit in Afrika voranzubringen. Mit Büros in jedem afrikanischen Land ist das Netzwerk nicht nur regional, sondern auch in nationalen und lokalen Prozessen präsent. Deutschland unterstützt das African Women Leaders Network seit seiner Gründung auf regionaler Ebene und unterstützt einzelne Länderbüros bei ihrer Arbeit im friedenspolitischen und menschenrechtlichen Bereich. Neben der Förderung von Projekten umfasst dies auch den Austausch und die Zusammenarbeit mit Aktivistinnen, beispielsweise bei einem Besuch von Außenminister Maas Anfang 2019 in Sierra Leone, oder zuletzt in Mali, wo Deutschland Vertreterinnen des African Women Leaders Network zur Teilnahme an einer Diskussion zur Zukunft Malis eingeladen hat.
© UN Photo/Kim Haughton, Verlaine Soobroydoo
Burundi
Vernetzt aus der Krise
Projektpartner
African Women Leaders Network (AWLN)
© UN Women
Seit jeher setzen sich Menschenrechtsverteidigerinnen und Friedensaktivistinnen für eine Stabilisierung der Lage in Burundi ein. Ihr Einsatz stellt eine große Chance für Friedensförderung und Stabilisierung dar. Sie gehen dabei aber auch ein hohes Risiko ein, wie die Berichte von verschleppten und verschwundenen Aktivistinnen drastisch vor Augen führen.
Die Arbeit von UN Women in Burundi nimmt diese beiden Aspekte – Unterstützung und Schutz – in den Blick. Aufbauend auf ihrer bisherigen Arbeit unterstützt dieses Projekt den Aufbau einer Frauenbewegung zur Friedenskonsolidierung, Stärkung des sozialen Zusammenhalts und zur Konfliktprävention in Burundi. In ihrem Zentrum steht ein Netzwerk aus Friedensmediatorinnen, das sich für geschlechtergerechte Friedensförderung in Burundi einsetzt. Der Austausch mit Aktivistinnen in anderen afrikanischen Staaten wird über das African Women Leaders Network sichergestellt. Bisher haben 250 Frauen an Fortbildungen zu Regierungsführung und Friedensförderung teilgenommen.
Eine wichtige zusätzliche Aufgabe des Projekts ist es, Wissen über Maßnahmen zur Prävention von Covid-19 und zur Bekämpfung negativer Auswirkungen im Bereich Geschlechtergerechtigkeit und reproduktiver Gesundheit zu vermitteln. Bisher wurden 800 Frauen und 140 jugendliche Multiplikatoren und Multiplikatorinnen darin geschult.