Frauen in

politischen

Prozessen

stärken

Dass Frauen und Männer gleich­be­rech­tigt in Entschei­dungs­pro­zesse einge­bunden sein müssen, ist ein Gebot der Vernunft und ein Menschen­recht. Wenn es um politi­sche Mitsprache geht, sind Frauen jedoch in allen Berei­chen unter­re­prä­sen­tiert: Anfang 2019 gab unter allen Staats­ober­häup­tern nur 19 Frauen. Weltweit waren gerade mal ein Fünftel der Minis­ter­posten von Frauen besetzt und 24,3 Prozent aller Abgeord­ne­ten­sitze.

Damit dies nicht so bleibt, unter­stützt das Auswär­tige Amt Projekte in diesen Berei­chen:

Frauen in Friedens­pro­zessen
stärken

Irak

Gemeinsam die Rolle von Frauen in Friedens­pro­zessen und Konflikt­prä­ven­tion stärken

Projekt­partner
Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund (WPHF)

Der langwie­rige Konflikt im Irak mit der Terror­or­ga­ni­sa­tion des sogenannten Islami­schen Staats hat seit 2014 mehr als 6 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Mehr als die Hälfte der Vertrie­benen – etwa 51 Prozent – sind Frauen und Mädchen. Infolge des Konflikts waren Frauen und Mädchen schweren Menschen­rechts­ver­let­zungen ausge­setzt, darunter Entfüh­rungen, Morden, Menschen­handel, Folter, Zwangs­heirat sowie sexueller und geschlechts­spe­zi­fi­scher Gewalt.

Trotz der Bemühungen der Regie­rung und anderer Akteure, die großen Heraus­for­de­rungen des Landes anzugehen, verschlech­tern sich die Rechte iraki­scher Frauen und Mädchen zusehends. Grund dafür sind schwer­wie­gende insti­tu­tio­nelle Schwä­chen und ein schwie­riges Umfeld für Frieden, Sicher­heit und Entwick­lung. Extre­mis­ti­sche Gruppen weiten ihren terri­to­rialen Einfluss erneut aus; dies geht mit gezielten Angriffen auf die Rechte und Grund­frei­heiten von Frauen einher – einschließ­lich ihrer Fähig­keit, sich frei zu bewegen und sich am öffent­li­chen Leben zu betei­ligen. Dies wird durch eine tief verwur­zelte struk­tu­relle Diskri­mi­nie­rung im Irak verstärkt, wo die Situa­tion von Frauen weitge­hend von männli­chen religiösen Autori­täten und der strikten Umset­zung des islami­schen Rechts geprägt ist.

Iraki­sche zivil­ge­sell­schaft­liche Organi­sa­tionen, die sich mit Geschlech­ter­fragen und humani­tärer Hilfe befassen, reagieren energisch auf die vielfäl­tigen Heraus­for­de­rungen des Landes in Bezug auf Frieden und Sicher­heit. Frieden und Sicher­heit können nicht ohne die Betei­li­gung von Frauen an der Friedens­kon­so­li­die­rung und Konflikt­lö­sung verwirk­licht werden, deshalb haben lokale Organi­sa­tionen der Zivil­ge­sell­schaft im Irak die „Koali­tion 1325“ gebildet. Deren Ziel besteht darin, die Bedürf­nisse von Frauen und Mädchen zu vermit­teln und sich für deren Umset­zung einzu­setzen.

Im Irak konzen­triert sich der Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund speziell auf zwei Schwer­punkte:

  • Verbes­se­rung der Unter­stüt­zung zivil­ge­sell­schaft­li­cher Organi­sa­tionen für Frauen, um auf bestehenden Strate­gien aufzu­bauen und ein Umfeld zu schaffen, in dem die Verpflich­tungen der Regie­rung in Bezug auf Frauen, Frieden und Sicher­heit wirksam umgesetzt werden können;
  • Unter­stüt­zung von lokalen Organi­sa­tionen, die sich für vertrie­bene Frauen einsetzen und Rückkeh­re­rinnen unter­stützen.

Seit November 2018 unter­stützt der WPHF acht Projekte, die die Betei­li­gung von Frauen an Konflikt­prä­ven­tion und Friedens­för­de­rung unter­stützen. Die meisten der Projekte verfolgen einen umfas­senden Ansatz, indem sie den Zusam­men­hang zwischen Frieden und Sicher­heit, Entwick­lung und Menschen­rechten stärken. Frauen und Mädchen werden in ihrer Rolle als Friedens­schaf­fende und Friedens­ak­ti­vis­tinnen unter­stützt, um ein fried­li­ches Mitein­ander und Austausch zu fördern und so Extre­mismus und Gewalt vorzu­beugen, darunter geschlechts­spe­zi­fi­sche Gewalt. Die Zusam­men­ar­beit mit zivil­ge­sell­schaft­li­chen Organi­sa­tionen steht dabei im Vorder­grund. Die Projekte umfassen Trainings­maß­nahmen für Journa­lis­tinnen, Frauen­or­ga­ni­sa­tionen und Regie­rungs­ver­tre­te­rinnen und ‑vertreter in den Themen Konflikt­prä­ven­tion und Frühwarn­sys­teme, sowie Bewusst­seins­schaf­fung für lokale Friedens­för­de­rung.

Deutsch­land ist mit einem Beitrag von insge­samt 4 Millionen Euro seit 2019 einer der größten Unter­stützer des Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund. Als Teil des Förder­bei­rats wählt Deutsch­land gemeinsam mit anderen Mitglieds­staaten, UN-Organi­sa­tionen und zivil­ge­sell­schaft­li­chen Organi­sa­tionen die zu fördernden Maßnahmen aus.

Quelle: https://​wphfund​.org/​c​o​u​n​t​r​i​e​s​/​i​r​aq/

Kolum­bien

Die Betei­li­gung von Frauen und Diver­sität im kolum­bia­ni­schen Friedens­pro­zess fördern

Projekt­partner
Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund (WPHF)

Der kolum­bia­ni­sche Friedens­pro­zess ist der jüngste und erfolg­reichste Versuch, den bewaff­neten Konflikt zu beenden, der mehr als 50 Jahre gedauert hat. Die 2016 zwischen der kolum­bia­ni­schen Regie­rung und der FARC-EP erzielte Einigung bietet eine einzig­ar­tige Gelegen­heit, den Krieg zu beenden und das mit dem Konflikt verbun­dene hohe Maß an Gewalt, einschließ­lich sexueller und geschlechts­spe­zi­fi­scher Gewalt, zu verrin­gern.

Der Konflikt in Kolum­bien betraf überpro­por­tional Frauen und Mädchen, die die Mehrheit der mehr als 6 Millionen Opfer ausma­chen. Der langwie­rige Konflikt in Kolum­bien hat zu einer humani­tären Notlage geführt, die verhee­rende Folgen für Frauen hat, darunter Vertrei­bung, Mord, Drohungen, sexuelle Gewalt und Verschwin­den­lassen.

Das Friedens­ab­kommen hat mit seinen spezi­fi­schen Bestim­mungen zu Wahrheit, Gerech­tig­keit und Wieder­gut­ma­chung Hoffnung gebracht. Der endgül­tige Text enthält auch eine sehr ehrgei­zige Agenda in Berei­chen wie ländliche Entwick­lung und politi­sche Parti­zi­pa­tion, die für die Überwin­dung von Armut und Ungleich­heit nach wie vor von entschei­dender Bedeu­tung sind.

Der von Deutsch­land geför­derte Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund fördert Syner­gien zwischen den friedens­för­dernden Maßnahmen und trägt dazu bei, die Zusam­men­ar­beit zwischen der Regie­rung, Organi­sa­tionen der Zivil­ge­sell­schaft sowie multi­la­te­ralen und bilate­ralen Organi­sa­tionen zu verbes­sern.

Frauen­or­ga­ni­sa­tionen der Zivil­ge­sell­schaft in Kolum­bien sind sehr vielfältig. Sie haben zum Ziel, die Gemein­schaft und soziale Kohäsion zu stärken, lokale Sicher­heit zu verbes­sern und Menschen­rechte im Kontext des bewaff­neten Konflikts zu schützen und umzusetzen. Die kolum­bia­ni­schen zivil­ge­sell­schaft­li­chen Organi­sa­tionen konzen­trieren sich stark auf Fragen der Gleich­stel­lung der Geschlechter im Zusam­men­hang mit Entwick­lung, Demokratie und Multi­kul­tu­ra­lismus.

In Kolum­bien konzen­triert sich der WPHF auf:

  • Unter­stüt­zung lokaler zivil­ge­sell­schaft­li­cher Frauen­or­ga­ni­sa­tionen und Förde­rung der Rolle von Frauen bei Wieder­gut­ma­chung und Übergangs­pro­zessen, um wider­stands­fä­hi­gere Gemein­schaften zu fördern, die in der Lage sind, auf Krisen zu reagieren und diese zu überwinden.
  • Unter­stüt­zung von Regionen, die beson­ders von wieder­holten Notfällen betroffen sind, in denen indigene und afroko­lum­bia­ni­sche Frauen leben, und die Einbe­zie­hung der Stimmen dieser Frauen in lokale Initia­tiven zur Friedens­för­de­rung.

Seit 2016 haben die Partner­or­ga­ni­sa­tionen des WPHF in Kolum­bien 7.848 Frauen und Mädchen unter­stützt.

Deutsch­land ist mit einem Beitrag von insge­samt 4 Millionen Euro seit 2019 einer der größten Unter­stützer des Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund. Als Teil des Förder­bei­rats wählt Deutsch­land gemeinsam mit anderen Mitglieds­staaten, UN-Organi­sa­tionen und zivil­ge­sell­schaft­li­chen Organi­sa­tionen die zu fördernden Maßnahmen aus.

Quelle: https://​wphfund​.org/​c​o​u​n​t​r​i​e​s​/​c​o​l​o​m​b​ia/

Aktivistinnen unterstützen

Aktivis­tinnen unter­stützen

Afgha­ni­stan

Schutz für akut bedrohte Menschen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen und Friedens­ak­ti­vis­tinnen

Wer sich für den Schutz der Menschen­rechte einsetzt, wer gegen Warlords und Korrup­tion die Stimme erhebt oder sich für ein Ende von Gewalt und Diskri­mi­nie­rung einsetzt, lebt oft gefähr­lich. Frauen, die sich in Afgha­ni­stan für Menschen­rechte und Frieden einsetzen, sind beson­ders gefährdet. Geraten Friedens­ak­ti­vis­tinnen und Menschen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen und ihre Familien unter Druck, müssen sie oft rasch handeln.

Dafür wurde das Schutz­zen­trum einge­richtet. Hier finden Friedens­ak­ti­vis­tinnen und Menschen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen aus ganz Afgha­ni­stan mit ihren Kindern seit 2015 Unter­kunft und Unter­stüt­zung. Sobald eine akute Bedro­hung eintritt, können die Aktivis­tinnen aus ganz Afgha­ni­stan evaku­iert werden. Das Schutz­zen­trum bietet eine zeitlich begrenzte sichere und geheime Unter­kunft für rund 50 Menschen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen und Friedens­ak­ti­vis­tinnen und ihre Kinder, bis die Sicher­heits­lage eine Rückkehr in ihre Heimat­orte erlaubt. Darüber hinaus können die Aktivis­tinnen psycho­lo­gi­sche und medizi­ni­sche Betreuung und Rechts­be­ra­tung in Anspruch nehmen.

Werden die Aktivis­tinnen bedroht, können sie über eine rund um die Uhr besetzte Hotline Kontakt mit dem Schutz­zen­trum aufnehmen und das weitere Vorgehen bespre­chen. Die Hotline dient auch dazu, die Bedro­hungs­lagen, in denen sich Friedens­ak­ti­vis­tinnen und Menschen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen in Afgha­ni­stan befinden, zu dokumen­tieren. In Gesprä­chen mit Regie­rungs- und Medien­ver­tre­tern schafft die Organi­sa­tion, die das Zentrum betreibt, Bewusst­sein für die Lage von Menschen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen und Friedens­ak­ti­vis­tinnen.

Deutsch­land unter­stützt die Arbeit des Schutz­zen­trums seit Juni 2020.

Bangla­desch

Shanti Mohila: Friedens­frauen für Gerech­tig­keit

Projekt­partner
Legal Action World­wide (LAW)

Die Rohingya sind eine musli­mi­sche Minder­heit, die im westli­chen Myanmar, an der Grenze zu Bangla­desch lebt. Nach dem in Myanmar geltenden Staats­bür­ger­schafts­recht werden Rohingya zumeist nicht als Staats­bür­ge­rinnen und Staats­bürger anerkannt. 2017 flüch­teten als Folge großan­ge­legter militä­ri­scher Opera­tionen 700.000 Rohingya nach Bangla­desch, wo sie unter schwie­rigsten Bedin­gungen in Flücht­lings­la­gern leben. Die „Fact-Finding Mission“ des VN-Menschen­rechts­rats wirft dem myanma­ri­schen Militär massive Menschen­rechts­ver­let­zungen vor und verlangt, dass hochran­gige Militärs straf­recht­lich zur Verant­wor­tung gezogen werden. Der Inter­na­tio­nale Straf­ge­richtshof hat sich 2018 in Bezug auf die Vertrei­bung der Rohingya für zuständig erklärt.

Das Projekt der Organi­sa­tion „Legal Action World­wide“ (LAW) zielt vor diesem Hinter­grund darauf, die Rohingya-Menschen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen des Netzwerks Shanti Mohila („Friedens­frauen“) im Flücht­lings­lager Kutupa­long in Bangla­desch zu unter­stützen. Dafür werden über zwölf Monate hinweg fünfzehn Mitglieder von Shanti Mohila in Menschen­rechten und Frauen­rechten geschult. Die Frauen werden von LAW dabei unter­stützt, eine Strategie zu entwerfen und umzusetzen, um sich besser für ihre Gemeinde in wichtigen Menschen­rechts­fragen einsetzen zu können.

Durch dieses Projekt werden die Frauen dabei unter­stützt, sich für sich selbst einzu­setzen und sicher­zu­stellen, dass ihre Stimmen Gehör finden. Das Projekt stärkt Shanti Mohilas Fähig­keit, als „Basis­gruppe“ von Menschen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen und ‑vertei­di­gern zu agieren. Es unter­stützt die Gruppe dabei, sich selbst zu organi­sieren, ihre Forde­rungen an der Basis und auf inter­na­tio­naler Ebene einzu­bringen und sich effektiv mit anderen Menschen­rechts­ak­ti­vis­tinnen und ‑aktivisten in Bangla­desch, Myanmar und auf der ganzen Welt zu vernetzen.

Covid-19 stellt für die Frauen eine gewal­tige Heraus­for­de­rung dar. Gerade in Flücht­lings­la­gern besteht große Sorge vor einer unkon­trol­lierten Ausbrei­tung der Erkran­kung. Aus dem aktuellen Projekt gibt es Covid-19-bedingt noch keine Bilder, die folgenden Bilder stammen aus einem ähnli­chen LAW-Projekt.

Burundi

Media­to­rinnen fördern Frieden durch die wirtschaft­liche Stärkung von Frauen

Projekt­partner
Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund (WPHF)

Burundi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Beinahe jede vierte Einwoh­nerin, jeder vierte Einwohner lebt unter­halb der Armuts­grenze. Die schlechte wirtschaft­liche Situa­tion, eine angespannte Sicher­heits­lage, zuneh­mende Wetter­ex­treme infolge des Klima­wan­dels führen regel­mäßig zu humani­tären Notlagen und externer wie interner Vertrei­bung.

Aus diesem Grund unter­stützt der von Deutsch­land geför­derte Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund seit 2015 ein Media­to­rin­nen­netz­werk, das erfolg­reich Gewalt auf lokaler Ebene verhin­dert. So kann das Netzwerk auch einem Ausbruch weitrei­chen­derer Spannungen vorbeugen helfen, falsche Gerüchte entkräften und die Auswir­kungen der politi­schen Krise auf die Bevöl­ke­rung mindern. Dank seiner Zusam­men­ar­beit mit Behörden auf lokaler und Provinz­ebene trägt das Netzwerk zu einem Konflikt-Frühwarn­system bei, verhin­dert lokale Konflikte und vermit­telt in Streit­fällen. Außerdem unter­stützen die Mitglieder des Netzwerks lokale Beratungen und Strate­gie­pro­zesse, um die kommu­nale Sicher­heit zu stärken. Ein Ergebnis dieser Dialoge war die Erkenntnis der Media­to­rinnen, dass wirtschaft­liche Initia­tiven ein wichtiger Teil der Maßnahmen sind, die Frieden fördern und erhalten können.

„Wir haben erkannt, dass Friedens­för­de­rung auf der Grund­lage der wirtschaft­li­chen Stärkung von Frauen möglich ist,“ erklärt Concessa, Koordi­na­torin der Organi­sa­tion Afrabu, den Zusam­men­hang zwischen Entwick­lung und Friedens­för­de­rung. Eine Fallstudie aus der Region Kanyosha verdeut­licht dies: Durch ein Projekt erhielt eine Gruppe von Frauen und Mädchen, die zuvor nicht organi­siert oder politisch engagiert waren, Zugang zu Fortbil­dungen und Mikro­kre­diten. Von den Zinsen der Kredite werden neue Kredite an andere Frauen vergeben. Im Rahmen des Projektes treffen sich die Frauen regel­mäßig, um Probleme in ihren Gemein­schaften zu bespre­chen und Lösungen für lokale Konflikte, sowie für Konflikt­prä­ven­tion zu erarbeiten.

Im Jahr 2019 wurden mehr als 1.000 einkom­mens­ge­ne­rie­rende Aktivi­täten im Rahmen des Netzwerks durch­ge­führt, fast 8.000 Personen (davon 94 Prozent Frauen) haben direkt von den Maßnahmen profi­tiert, mehr als 40.000 Haushalte konnten indirekt erreicht werden.

Deutsch­land ist mit einem Beitrag von insge­samt 4 Millionen Euro seit 2019 einer der größten Unter­stützer des Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund. Als Teil des Förder­bei­rats wählt Deutsch­land gemeinsam mit anderen Mitglieds­staaten, UN-Organi­sa­tionen und zivil­ge­sell­schaft­li­chen Organi­sa­tionen die zu fördernden Maßnahmen aus.

Burundi, Jorda­nien, Kolum­bien, Pazifik

Mit ihren Worten: Friedens­ak­ti­vis­tinnen über ihre Arbeit

Projekt­partner
Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund (WPHF)

Arbeit in Friedens­pro­zessen ist oft hart und frustrie­rend. Gemein­de­me­dia­to­rinnen, Berate­rinnen in medizi­ni­schen Zentren oder Friedens­ak­ti­vis­tinnen bewegen sich oft zwischen den Fronten und erleben Menschen­rechts­ver­let­zungen aus nächster Nähe. Sie sind unbequem und erfahren für das, was sie machen, Kritik und Gewalt. Gleich­zeitig helfen sie Menschen in schweren Krisen­si­tua­tionen, tragen zur Überwin­dung von Konflikten und zur Versöh­nung nach Krisen bei. Was bewegt sie dazu? Welche Erfolge sehen sie, wo liegen ihre Heraus­for­de­rungen? Hier geben uns vier Aktivis­tinnen, die in ganz unter­schied­li­chen Berei­chen tätig sind, einen Einblick in ihre Motiva­tion.

Sie alle werden vom Women’s Peace and Humani­ta­rian Fund unter­stützt. Der WPHF ist eine innova­tive Partner­schaft zwischen UN-Organi­sa­tionen, Staaten und Zivil­ge­sell­schaft, die es Frauen vor Ort ermög­licht, sich für Krisen­re­ak­tion und dauer­haften Frieden einzu­setzen.

Er unter­stützt die Bemühungen von Frauen, die in den schwer­wie­gendsten Konflikt­kon­texten der Welt arbeiten. Von Jorda­nien bis Burundi, von Fidschi bis Kolum­bien verstärkt der WPHF die Stimmen der Frauen und unter­stützt sie darin, Konflikte zu verhin­dern, auf Krisen zu reagieren und den Frieden in ihren Gemeinden zu beschleu­nigen. Deutsch­land ist Mitglied des Förder­bei­rats und unter­stützte den WPHF seit 2019 mit 4 Millionen Euro.

Quelle: https://​wphfund​.org/

"In meinem Blut und in meinem Herzen fühle ich die Vertei­di­gung unserer Rechte. Für mich ist es eine Verpflich­tung und eine freiwil­lige Aufgabe, den ich in meinem Herzen habe – eine, die ich liebe und die ich mit anderen Frauen teilen kann. Dies haben wir über das Frauen­netz­werk getan.

Für viele Frauen, auch für mich, war es eine Zeit der Angst, als die FARC (Revolu­tio­näre Streit­kräfte Kolum­biens) gegründet wurden.

Wir begannen uns mit dem Thema vertraut zu machen, halfen Frauen, ihre eigenen Bürger­rechte anzuer­kennen und den Weg zu verstehen, den jede Frau gehen muss, damit ihre Rechte anerkennt werden. Es ist wichtig, dass Frauen ihre eigenen Entschei­dungen treffen und sich mit anderen Frauen zusam­men­schließen, um Frauen und Männer demokra­tisch zu vertreten."

Maria Ximena ist die Leiterin und Mitbe­grün­derin von Red de Mujeres Chapar­ralunas por la Paz (Chaparral Frauen­netz­werk für Frieden). Sie ist ein indigenes Mitglied der kolum­bia­ni­schen Pijao aus der Gemeinde Matora de Maito.

Das Netzwerk hat zum Ziel, die Betei­li­gung von Frauen an politi­schen Entschei­dungen und die unein­ge­schränkte Wahrneh­mung der Rechte als kolum­bia­ni­sche Staats­bür­ge­rinnen sicher­zu­stellen.

"Durch meine Arbeit kann ich sehen, wie sehr ich Menschen geholfen habe. Ich möchte andere Frauen inspi­rieren und sie wissen lassen, dass sie das Gleiche tun können.

Ich bin seit 2007 bei der Family and Child­hood Protec­tion Society und arbeite daran, Frauen zu stärken, Jugend­liche auszu­bilden und weibliche Flücht­linge zu rehabi­li­tieren. Ich habe an mehreren Fällen gearbeitet, die das Leben von Frauen und Kindern beein­flusst haben.

Ich war mit den üblichen Stereo­typen konfron­tiert: Weil ich eine Frau bin, sollte ich diese Art von Arbeit nicht machen. Aber ich mache es, weil ich eine Frau bin und genauso fähig."

Shereen, 43, arbeitet für die Family and Child­hood Protec­tion Society, eine zivil­ge­sell­schaft­liche Organi­sa­tion in Irbid, Jorda­nien.

“Wir haben alle so viel verloren in der Krise … Ich habe mit dieser Arbeit begonnen, weil ich wollte, dass meine Kinder ein besseres Leben führen. Ich wollte meine eigenen Schmerzen überwinden und für meine Gemeinde nützlich sein.

Frieden ist für alle. Es liegt an allen, Frieden zu schaffen. Wenn wir anfangen, Frauen in Konflikt­trans­for­ma­tionen einzu­be­ziehen, fordern wir sie zunächst auf, das Problem zu analy­sieren und die Grund­ur­sache zu verstehen, damit sie die Hinter­gründe des Problems verstehen. Ob es sich um politi­sche oder häusliche Gewalt handelt: es ist wichtig zu verstehen, warum dies geschieht.“

Marie-Goretti, 55, ist die Exeku­tiv­di­rek­torin des Frauen­netz­werks Dushire­hamwe, auf Deutsch: Lasst uns zusammen für Frieden sein. Das Netzwerk setze sich dafür ein, die Führungs­rolle von Frauen in der Friedens­kon­so­li­die­rung und Konflikt­lö­sung in Burundi zu verbes­sern.

"Menschen brauchen Berate­rinnen und Berater, die ihnen bei ihren Problemen im Leben helfen. Beratung kann Frauen dabei helfen, positive Wege zu finden, um auf ihre Probleme zu reagieren. Missbrauch ist ein großes Problem, insbe­son­dere während einer Katastrophe. Frauen sehen die Beratung als sicheren und vertrau­li­chen Ort an, den sie aufgrund von körper­li­chem und emotio­nalem Missbrauch benötigen.

Wenn Menschen in Notun­ter­künften leben, gibt es keine Privat­sphäre und auch zu viel Zeit. Die Eltern müssen sich des mögli­chen sexuellen Missbrauchs in den Zentren bewusst sein, und der Schutz von Kindern ist ein großes Bedürfnis. Ich habe die Notwen­dig­keit in der Gemeinde gesehen – wir müssen diese Arbeit weiter­ma­chen."

Jacinta arbeitet als Beraterin für Medical Services Pacific (MSP) in Fidschi. Der neue One-Stop-Shop von MSP in Labasa bietet weibli­chen Überle­benden von Gewalt kosten­lose klini­sche Dienst­leis­tungen, Beratung, recht­liche Unter­stüt­zung und vorüber­ge­hende Notun­ter­künfte.

Frauen vernetzen

Afrika­weit

Starke Frauen für politi­schen und sozialen Wandel in Afrika

Projekt­partner
African Women Leaders Network (AWLN)

Starke Frauen für politischen und sozialen Wandel in Afrika

Das „African Women Leaders Network“ stärkt die Rolle von Frauen in der politi­schen, wirtschaft­li­chen und gesell­schaft­li­chen Gestal­tung Afrikas. Das Netzwerk arbeitet afrika­weit und ist durch sein Netz an Länder­büros auch in jedem afrika­ni­schen Staat vertreten.

Die Covid-19-Pandemie traf nahezu alle Länder der Welt. Die Krank­heit Sars-Cov‑2 kann jede und jeden treffen, unabhängig von der Herkunft, dem Alter, dem Geschlecht, der natio­nalen oder ethni­schen Zugehö­rig­keit. Welche sozialen, wirtschaft­li­chen und menschen­recht­li­chen Auswir­kungen die Pandemie hat, unter­scheidet sich jedoch stark nach sozialen Gruppen. Frauen sind aufgrund ihrer in der Regel schlech­teren wirtschaft­li­chen Ausgangs­lage stärker von den ökono­mi­schen Auswir­kungen der Pandemie betroffen. Steigende häusliche Gewalt aufgrund von Ausgangs­sperren trifft sie ebenso wie der verschlech­terte Zugang zu sexuellen und repro­duk­tiven Gesund­heits­diensten. Aus wirtschaft­li­cher Not werden eher Mädchen als Jungen aus der Schule genommen. In politi­schen und gesund­heits­po­li­ti­schen Gremien sind Frauen seltener vertreten als Männer.

In einer Situa­tion wie dieser ist es wichtig, die bestehenden frauen­recht­li­chen Errun­gen­schaften zu vertei­digen. Es geht aber auch darum, den Heraus­for­de­rungen durch Neuerungen und Wandel zu begegnen. Darin liegt auch eine Chance, wie Friedens­no­bel­preis­trä­gerin Ellen Johnson Sirleaf im Mai dieses Jahres betonte : „Es ist an der Zeit anzuer­kennen, dass Entwick­lung und wahrer Frieden nicht erreicht werden können, ohne grund­le­gend zu ändern, wer die Führung übernimmt und auf welche Arten geführt wird“.

Ellen Johnson Sirleaf ist Teil des „African Women Leaders Network“, das 2017 von der Afrika­ni­schen Union und UN Women mit deutscher Unter­stüt­zung gegründet wurde. Das Netzwerk umfasst mittler­weile mehr als 500 Frauen. Es hat zum Ziel, die Rolle von Frauen im Wandel Afrikas entspre­chend der „Africa Agenda 2063“ und der Agenda 2030 für nachhal­tige Entwick­lung zu unter­stützen. Die Aktivi­täten des Netzwerks konzen­trieren sich auf die sechs Bereiche Regie­rungs­füh­rung und politi­sche Teilhabe, Frieden und Sicher­heit, Finanzen und Unter­neh­mer­schaft von Frauen, junge Frauen, Landwirt­schaft und soziale Mobili­sie­rung.

Als Teil des Netzwerks fordern Frauen, einschließ­lich junger Frauen, auch Zugang zu Friedens- und politi­schen Prozessen ein, um die Umset­zung der Resolu­tion zu Frauen, Frieden und Sicher­heit in Afrika voran­zu­bringen. Mit Büros in jedem afrika­ni­schen Land ist das Netzwerk nicht nur regional, sondern auch in natio­nalen und lokalen Prozessen präsent. Deutsch­land unter­stützt das African Women Leaders Network seit seiner Gründung auf regio­naler Ebene und unter­stützt einzelne Länder­büros bei ihrer Arbeit im friedens­po­li­ti­schen und menschen­recht­li­chen Bereich. Neben der Förde­rung von Projekten umfasst dies auch den Austausch und die Zusam­men­ar­beit mit Aktivis­tinnen, beispiels­weise bei einem Besuch von Außen­mi­nister Maas Anfang 2019 in Sierra Leone, oder zuletzt in Mali, wo Deutsch­land Vertre­te­rinnen des African Women Leaders Network zur Teilnahme an einer Diskus­sion zur Zukunft Malis einge­laden hat.

Burundi

Vernetzt aus der Krise

Projekt­partner
African Women Leaders Network (AWLN)

Frauen vernetzen sich, um Burundi aus der Krise zu helfen

Seit jeher setzen sich Menschen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen und Friedens­ak­ti­vis­tinnen für eine Stabi­li­sie­rung der Lage in Burundi ein. Ihr Einsatz stellt eine große Chance für Friedens­för­de­rung und Stabi­li­sie­rung dar. Sie gehen dabei aber auch ein hohes Risiko ein, wie die Berichte von verschleppten und verschwun­denen Aktivis­tinnen drastisch vor Augen führen.

Die Arbeit von UN Women in Burundi nimmt diese beiden Aspekte – Unter­stüt­zung und Schutz – in den Blick. Aufbauend auf ihrer bishe­rigen Arbeit unter­stützt dieses Projekt den Aufbau einer Frauen­be­we­gung zur Friedens­kon­so­li­die­rung, Stärkung des sozialen Zusam­men­halts und zur Konflikt­prä­ven­tion in Burundi. In ihrem Zentrum steht ein Netzwerk aus Friedens­me­dia­to­rinnen, das sich für geschlech­ter­ge­rechte Friedens­för­de­rung in Burundi einsetzt. Der Austausch mit Aktivis­tinnen in anderen afrika­ni­schen Staaten wird über das African Women Leaders Network sicher­ge­stellt. Bisher haben 250 Frauen an Fortbil­dungen zu Regie­rungs­füh­rung und Friedens­för­de­rung teilge­nommen.

Eine wichtige zusätz­liche Aufgabe des Projekts ist es, Wissen über Maßnahmen zur Präven­tion von Covid-19 und zur Bekämp­fung negativer Auswir­kungen im Bereich Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit und repro­duk­tiver Gesund­heit zu vermit­teln. Bisher wurden 800 Frauen und 140 jugend­liche Multi­pli­ka­toren und Multi­pli­ka­to­rinnen darin geschult.